Die Geschichte der Fotografie: Fotos von Talbott

Talbot William Henry Fox (1800-1877) war ein englischer Physiker, Chemiker und der Erfinder des Negativ-Positiv-Verfahrens in der Fotografie (Kalotypie). Er beschäftigte sich auch mit Mathematik, Spektroskopie, Astronomie, Archäologie und Linguistik.

Während der Jahre seines Studiums im Harrow and Trinity College in Cambridge veröffentlichte Talbot viele Artikel im Bereich von Mathematik, Astronomie und Physik. 1833-34 war er Parlamentarier der Reformpartei der „Whigs“.

Talbot bemühte sich, Naturansichten mit der Hilfe einer Camera obscura zu kopieren, aber er konnte nicht zeichnen. Deshalb versuchte er, Bilder möglichst dauerhaft zu erhalten, die er in der Camera obscura sah. Talbot wusste, dass Licht das Verhalten von verschiedenen Materialien beeinflussen kann und versuchte, ein möglichst lichtempfindliches Material zu finden. So tauchte er u.a. einen Papierbogen in eine schwach salzhaltige Lösung und dann in eine Silbernitratlösung. Durch diese Versuche entstand Silberchlorid auf dem Papier und es wurde lichtempfindlich.

Mit der Hilfe einer Camera obscura machte Talbot dann 1835 Bilder auf einem in Silberchlorid getränktem lichtempfindlichem Papier. Das erste Motiv auf dem Papier war das Abbild eines verschlossenen Fensters in seinem Haus. Die Aufnahme dauerte über eine Stunde. So entstand das erste Negativ der Welt. Talbot presste einen anderen Papierbogen gegen die erste Aufnahme und setzte sie dem Licht aus. Auf diese Weise stellte Talbot einen positiven Druck her. Zuerst waren diese Bilder aber dunkel, undeutlich und fleckig, und die Lichtempfindlichkeit des Papiers war auch sehr gering.

Die erste kalotypische Abbildung von Talbot - ein geschlossenes Fenster seines Hauses. Erstellt in 1835.

Im Januar 1839 erfuhr Talbot, dass Arago einen Bericht über Daguerres Erfindung, die Daguerreotypie, im der Akademie der Wissenschaften in Paris veröffentlichte. Dies veranlasste Talbot, einen Bericht von seinem eigenen Arbeiten zu veröffentlichen. Ende Januar des gleichen Jahres bat er Faraday, seine Arbeiten in der London Royal Society zu zeigen. Am 31. Januar 1839 veröffentlichte er "Eine Darstellung der Kunst des photogenen Zeichnens oder des Prozesses durch welchen natürliche Objekte veranlasst werden, sich selbst ohne die Hilfe eines Künstler-Stifts zu skizzieren“ ("An Account of the Art of Photogenic Drawing or the process by which natural objects may be made to delineate themselves without the aid of the artist's pencil"). Talbot fürchtete, seine Erfindung könnte die gleiche wie Daguerres Erfindung sein und er wollte nicht sein Vorrecht auf den Ruhm seiner Erfindung verlieren, doch er erkannte nicht, dass Daguerres Erfindung vollkommen anders war.

John Herschel war dann der erste, der Talbots Erfindungs „Photographie“ nannte und Wörter wie 'Negativ' und 'Positiv' in Umlauf brachte.

1840 veränderte und verbesserte Talbot seinen Prozess, sodass es ihm möglich wurde, ein Foto in einigen Minuten machen. Er nannte den Prozess Kalotypie (nach dem altgriechischen kalos = schön), der später auch Talbotypie genannt wurde.

Die Aufnahme erfolgte auf Jodsilberpapier, wurde in Gallussäure und Silbernitrat entwickelt, – auf Johns Herschels Rat – in Natriumthiosulfat fixiert, durch Baden in Wachs transparent gemacht und schließlich wiederum auf Jodsilberpapier zum Positiv umkopiert. Dieses verbesserte Verfahren nannte Talbot „Calotype Photogenic Drawing“. 1841 ließ Talbot den Prozess patentieren und 1842 erhielt er die Royal Society – Medaille für seine Experimente mit der Kalotypie.

Talbots Kalotypie und Daguerres Daguerrotypie hatten wesentliche Unterschiede in ihrem Herstellungsverlauf. In einer Daguerreotypie hatte man direkt auf einer silbernen Platte ein positives Abbild ähnlich einem Spiegelbild. Dies vereinfachte den Herstellungsprozess, erlaubte aber keine Kopien. In einer Kalotypie wurde zuerst ein Negativ hergestellt, und dann konnte man daraus jede beliebige Anzahl von Positiven produzieren. Deshalb ist die Kalotypie der modernen Fotografie viel näher, obwohl die Qualität der Daguerreotypie viel besser war als diejenige der Kalotypie.

1844-46 veröffentlichte Talbot das erste kommerzielle Album "The Pencil of Nature" mit den ersten fotografischen Abbildungen von Natur- und Architekturmotiven.

1851 arbeitete Talbot die Methode unmittelbarer Fotografie aus und ließ sie 1852 patentieren. Ab 1858 nutzte er Stahlplatten und Gaze-Schirme, um Halbtöne zu erhalten und wurde damit ein Vorläufer der Qualitäts-Halbtonplatten, die in den 1880er Jahren entwickelt wurden.

Talbots Anspruch auf die maßgeblichen Erfindungen in der Geschichte der Fotografie und insbesondere sein Drang, alle seine Entwicklungen patentieren zu lassen, waren insgesamt unglückliche Entscheidungen, die zu Anfeindungen und langwierigen Prozessen führte. Damit blockierte er teilweise selbst die Ausbreitung und Weiterentwicklung seiner Erfindung in Schottland, Frankreich und anderen Ländern.