Die Geschichte der Fotografie: Bilder von Daguerre

DAGUERRE Louis Jacques Mande (18. November 1787, Cormeilles, Frankreich - 10. Juli 1851, Bry-sur-Marne) war ein französischer Künstler und Erfinder des kommerziellen fotografischen Verfahrens. Er entwickelte (mithilfe der Experimente von Niépce) das erste relevante Fotografie-Verfahren – die sogenannte Daguerreotypie (1839).

Daguerre Louis Jacques Mande
Daguerre Louis Jacques Mande

Daguerre war ein Zollbeamter und später ein Szenen-Maler in der Oper. Im Jahr 1822 eröffnete er ein Diorama in Paris - ein riesiges Gebäude mit riesigen Gemälden darin. Die Schaffung und Vervollkommnung dieser Bilder regten ihn vermutlich auch dazu an mit dem Fotografieren zu experimentieren. Er kannte die Camera obscura und benutzte diese, um Skizzen von der Natur abzubilden, um hiermit dann eine Illusion der Realität in seinen Dioramen erzeugen zu können.

Daguerre hat die Fotografie nicht selbst erfunden (dies tat Niépce bereits vor ihm), aber er machte sie praxistauglich und populär. Im Jahr 1829 handelte er mit Niépce einen Vertrag aus, um die Methode der Heliografie weiterzuentwickeln. Weder Niépce noch seinem Sohn Isidore, der nach dem Tod seines Vaters Partner von Daguerre wurde, ist es in der Zeit von 1829 und bis zu seinem Tod im Jahre 1833, gelungen, ihre Erfindung weiterzuentwickeln. Aber Daguerre, der unabhängig von beiden arbeitete, kam voran. Seine Idee war, ein Bild auf einer hellen Oberfläche einer Silberplatte, die mit Jod bedampft worden war und dadurch lichtempfindlich gemacht worden war, einzufangen. Er legte diese Platte in eine Camera obscura, belichtete die Platte und entwickelte sie anschließend mit Quecksilberdampf.

Nach 11 Experimentierjahren erzielte er im Jahr 1837 die ersten vielversprechenden Ergebnisse. Er fixierte das durch Quecksilberdämpfe erzeugte Bild durch das Baden in einer hoch konzentrierten Salzlösung und heißem Wasser. Nach 1839 benutzte er für den Fixierungsprozess Natriumthiosulfat – eine Entdeckung, die auf John Herschel zurückging. Hierdurch wurden die Silberiodid-Teilchen, die nicht dem Licht ausgesetzt waren, weggespült. Die Belichtungszeit in der Camera obscura lag zwischen 15 und 30 Minuten (wohingegen die Heliographie von Niépce bis zu 8 Stunden dauerte).

Die erste Daguerreotypie (1837)

Das gesamte Positiv-Verfahren erzeugte lediglich ein einziges Foto – nämlich ein Positiv, das der Autor „Daguerreotypie“ nannte. Es war nicht möglich, hiervon Kopien zu erzeugen. Das Bild auf der Platte war seitenverkehrt. Man konnte es nur unter ganz bestimmten Lichtverhältnissen sehen. Daguerre schaffte es mit den daguerreotypen Bildern, den "von Licht gezeichneten", dass diese Bilder nicht nur ohne die Arbeit eines Künstlers, sondern auch ohne die eines Kupferstechers zustande kamen. Es war eben diese Eigenschaft, die diesen Prozeß allen zugänglich und praxistauglich machte. Daguerre schlenderte mit einer schweren Kamera und einer sperrigen Ausrüstung über die Straßen von Paris, machte in Boulevards seine Daguerreotypien, weckte Interesse bei den Menschen, aber verriet das Eigentliche seiner Methode nicht.

Um mit seiner Entdeckung Gewinn zu machen, versuchte Daguerre, zunächst eine Gesellschaft mit öffentlicher Beteiligung zu gründen. Da dies nicht geling, bot er die Erfindung für eine Viertelmillion Francs zum Kauf an. Aber die Erfindung kaufte keiner. Darauf entschied sich Daguerre das Interesse von Wissenschaftlern zu wecken und erzählte dem bekannten und einflußreichen Astronom und Physiker D.F. Arago von seiner Erfindung. Am 7. Januar 1839 präsentierte Arago das Verfahren von Daguerre der Französischen Akademie und schlug der französischen Regierung vor das Patent zu kaufen. Die Ankündigung der Daguerreotypie machte Furore. Wissenschaftliche Zeitschriften druckten Aragos Bericht. Daguerre wurde eben wegen dieser Erfindung weithin bekannt, das Diorama war auch populär (Balzacs Schriften erwähnen es mehr als einmal als Sensation), aber es war nur wenige Monate zuvor völlig abgebrannt.

Daguerre zeigte seine Daguerreotypien mit Blicken auf Paris einer Reihe von Schriftstellern, Malern und Zeitungsherausgebern, die seine Erfindung populär machten, und er bot seine Daguerreotypien für 200.000 Francs zum Verkauf an. Er sagte Isidore Niépce, dass, wenn der Deal erfolgreich sein würde, er sich mit ihm die Summe teilen würde. Aber er schaffte es nicht, die Erfindung zu verkaufen. Dann überzeugte Arago Daguerre, dass eine Rente von der französischen Regierung für ihn eine Ehre und eine nationale Belohnung sein würde. Daguerre wurde eine lebenslange Rente von 6000 Francs pro Jahr und Isidore Niépce 4000 Francs gewährt. Daguerre wurde auch Ritter des Ordre national de la Legion d'honneur. Im selben Jahr erhielt er in England ein Patent.

Daguerre konzentrierte sich auf das Bekanntmachen des Daguerreotypie-Verfahrens: er arrangierte für Künstler und Wissenschaftler Vorführungen. Zusammen mit seinem Verwandten A. Giroud begann er Daguerreotypie-Kameras für den Verkauf herzustellen. Die Hälfte des Gewinns ging an Giroud, die andere Hälfte teilte Daguerre zwischen sich und Isidore Niépce auf.

Später im Verlauf diesen Jahres veröffentlichte Giroud Daguerres Bedienungsanleitungen für die Kamera, und in wenigen Tagen waren alle Kameras und Bedienungsanleitungen verkauft. Die Bedienungsanleitung wurde in Frankreich 30 mal neu aufgelegt. Innerhalb eines Jahres wurde die Bedienungsanleitung in vielen Sprachen übersetzt und in den Hauptstädten Europas und in den USA nachgedruckt.

Schon bald entwickelten Wissenschaftler, Künstler und Amateure Daguerres Verfahren weiter. Sie verringerten die Belichtungszeit um mehrere Minuten. Die Verwendung eines Prismas machte es möglich, ein normales, nicht seitenverkehrtes daguerreotypes Bild zu erhalten. Daguerreotypien hielten selbst feinste Details der aufgenommenen Objekte fest. 1841 wurde eine kleinere Kamera hergestellt, und ihr Gewicht war um den Faktor 10 leichter. Auch wurden einige Verbesserungen eingeführt, um die Daguerreotypie Oberfläche vor Schäden und Kratzern zu schützen.

Daguerres Ruhm und Anerkennung wuchs, als seine Methode zur Herstellung von Bildern um die ganze Welt ging. Aber nachdem er das Verfahren zur Herstellung seiner Fotografien veröffentlicht hatte, brachte Daguerre nichts Neues in die Fotografie ein. Er führte ein zurückgezogenes Leben, nicht weit von Paris, bis zu seinem Tod im Jahre 1851.